Vom Ärmelkanal in den Kreißsaal: Eine demütige Reflexion über das Unbekannte
- Deniz Kayadelen
- 30. Juli
- 4 Min. Lesezeit

Als ich den Ärmelkanal durchschwamm – eine 15-stündige Reise durch kaltes, dunkles und unberechenbares Wasser – dachte ich, ich hätte die Grenze menschlicher Belastbarkeit erlebt.
Jetzt, in meiner 32. Schwangerschaftswoche, stehe ich vor einem weiteren großen Unbekannten: der Geburt.
Und obwohl ich die Geburt selbst noch nicht erlebt habe, sagt mir etwas in meinem Körper – und in meinem Herzen –, dass es starke Parallelen gibt. Das hier ist kein Ratgeber. Kein „How-to“. Es ist einfach meine demütige Reflexion – als Athletin, Frau und Mensch – an der Schwelle einer tiefgreifenden Veränderung.
Denn beide Reisen – das Durchschwimmen des Ärmelkanals und das Leben zur Welt zu bringen – erfordern Vertrauen ins Unbekannte, das Loslassen von Kontrolle und eine tiefe innere Stärke.
Und vielleicht noch wichtiger:
Diese Erfahrungen spiegeln all jene Momente im Leben wider, in denen wir aufgerufen sind, eine Schwelle zu überschreiten, einen Sprung zu wagen oder die Sicherheit loszulassen.
Egal, ob du den Beruf wechselst, ein Unternehmen gründest, von Liebeskummer heilst, Eltern wirst, in ein anderes Land ziehst oder einfach Ja zu einem lange gehegten Traum sagst – ich hoffe, dass diese Gedanken auch in dir etwas zum Klingen bringen.
1. Du entscheidest nicht, wann es beginnt – die Reise wählt dich.
Als ich mich auf den Ärmelkanal vorbereitete, musste ich rund um die Uhr bereit sein. Der genaue Startzeitpunkt hing von den Gezeiten, dem Wetter und dem Ruf des Bootsführers ab. Um 2:00 Uhr morgens, in völliger Dunkelheit, bekam ich das Signal: Es ist so weit.
Jetzt, im Warten auf die Geburt, spüre ich dieselbe Spannung und Bereitschaft. Es gibt keine Kalendereinladung für die Wehen. Sie könnten mitten in der Nacht beginnen oder bei einem ruhigen Morgenspaziergang. Der Zeitpunkt liegt nicht in meiner Hand.
Lektion: Du kontrollierst nicht den Beginn – aber du kannst entscheiden, wie du ihm begegnest.
2. Der Weg, den du planst, ist selten der Weg, den du gehst.
Der Ärmelkanal ist in gerader Linie etwa 33–42 km lang. Doch wegen der starken Gezeiten und Strömungen schwamm ich 57 km. Mein Körper hat nicht versagt – die Umgebung hat sich verändert. Die Natur folgte ihrem eigenen Weg.
Auch bei der Geburt höre ich ähnliche Geschichten. Manche Geburten sind kurz, andere lang. Manche verlaufen wie erträumt, andere sind voller Überraschungen. In der Berufswelt, in Beziehungen und im Leben ist es genauso – wir machen Pläne… und dann macht das Leben andere.
Lektion: Der Weg mag sich winden und länger werden – aber deine Widerstandskraft reicht noch weiter.
3. Zeit wird irrelevant – Präsenz wird alles.
Während meines Schwimmens verlor ich jedes Zeitgefühl. Ich zählte keine Stunden – ich zählte Atemzüge. Bewegungen. Züge. Ich hatte mit 11–14 Stunden gerechnet. Es wurden 15. Aber am Ende war Zeit nur eine Zahl. Was zählte, war, nicht aufzuhören.
Ob Geburt, der Start eines Unternehmens oder das Verfolgen eines Traums – die Stunden und Rückschläge verschwimmen. Was uns weitermachen lässt, ist Präsenz. Ein Atemzug, eine Entscheidung, ein kleiner Sieg nach dem anderen.
Lektion: Erfolg folgt keinem Zeitplan – er lebt in deiner Fähigkeit, präsent zu bleiben.
4. Jede Emotion wird dich besuchen – lass sie fließen.
Im Ärmelkanal weinte ich unter Wasser. Ich lachte mitten im Schwimmen. Ich spürte Angst, Frustration, Glückseligkeit und völlige Stille. Die emotionale Achterbahnfahrt war real – und wunderschön.
Während ich mich auf die Geburt vorbereite, spüre ich Wellen aus Vorfreude, Angst, Aufregung und tiefer Zärtlichkeit. Und ich weiß: Es geht nicht nur um die Geburt – es ist bei jeder echten Transformation so.
Lektion: Fühle alles. Emotionen sind keine Hindernisse – sie sind ein Teil deiner Stärke.
5. Du brauchst ein unterstützendes Team – aber der Durchbruch liegt ganz bei dir.
Niemand ist den Ärmelkanal für mich geschwommen – aber ich war nicht allein. Ich hatte ein Begleitboot, meinen Coach, mein Team. Sie feuerten mich an. Sie versorgten mich. Sie gaben mir Sicherheit.
Auch bei der Geburt werde ich nicht allein sein. Eine Hebamme. Ein Partner. Aber nur ich kann die eigentliche Geburtsarbeit leisten. Und das gilt für jeden großen Sprung im Leben. Wir können – und sollten – um Unterstützung bitten. Doch die Schwelle überschreiten müssen wir selbst.
Lektion: Du bist diejenige im Wasser – aber du musst nicht allein schwimmen.
Eine Reflexion aus dem Dazwischen
Dieser Blog ist kein Rückblick von der Ziellinie.
Er ist geschrieben aus der Mitte – aus dem Warten.
Aus dem Noch-nicht.
Von einer Frau, die noch immer schwimmt, noch immer wächst, noch immer im Wandel ist.
Ich weiß nicht, wie meine Geburtsreise verlaufen wird.
Ich weiß nicht, wie ich mich in der letzten Stunde fühlen werde.
Aber ich weiß eines: Ich vertraue meinem Körper. Ich vertraue dem Prozess. Ich vertraue darauf, dass jede große Transformation mit Unsicherheit beginnt..
Und vielleicht stehst du gerade vor deinem eigenen „Ärmelkanal“
Du musst weder gebären noch durch eiskaltes Wasser schwimmen, um dich darin wiederzufinden.
Vielleicht steckst du mitten in einem Lebensumbruch.
Vielleicht hast du Angst, überhaupt anzufangen.
Vielleicht trauerst du über etwas, das nicht so lief, wie du es dir erhofft hast.
Und vielleicht stehst auch du am Rand von etwas Mächtigem und Unbekanntem.
Wenn das auf dich zutrifft, dann hoffe ich, dass dich diese Worte daran erinnern:
Du musst nicht furchtlos sein. Du musst nur weiter atmen.
Du musst nicht den ganzen Weg kennen. Du musst nur den nächsten Schritt gehen.
Du musst es nicht allein schaffen. Aber du bist stärker, als du denkst.
Vom Ärmelkanal bis in den Kreißsaal – und bei jedem Sprung ins Ungewisse dazwischen – habe ich eines gelernt:
Alles, wonach du suchst, beginnt jenseits der Gewissheit.
Und der einzige Weg führt mitten hindurch.
Möchtest du tiefer eintauchen?
Ich habe ein Coaching-Booklet entwickelt, das dir dabei hilft, deinen Peak Flow – mental und körperlich – zu entfalten. Hol es dir hier
Du kannst auch ein kostenloses 1:1 Coaching-Clarity-Call mit mir buchen – ganz ohne Druck, nur mit Präsenz, Klarheit und einem konkreten Plan. Buche deine KOSTENLOSE Session hier
Schau oder hör dir meinen Podcast „Out of Comfort Zone“ auf Spotify und YouTube, an – dort tauche ich tief ein in Geschichten über Resilienz, Flow und Höchstleistung.
Und falls du mein Bestseller-Buch „Out of Comfort Zone“ noch nicht gelesen hast, kannst du dir hier dein Exemplar sichern — voller Werkzeuge und inspirierender Geschichten, die dir helfen, dein höchstes Potenzial zu entfalten.
Kommentare